Vaterschaft und Schwangerschaft. Das feministische Gesellschaftsbild der Antje Schrupp

Ich hatte erst den Gedanken, „Familienbild“ statt „Gesellschaftsbild“ in den Titel zu schreiben. Aber wie wir gleich sehen werden, trifft es das Wort nicht mehr, denn so etwas wie eine Familie scheint es im Weltbild der bekennenden Feministin Antje Schrupp nicht mehr zu geben.

“Ich brauche Feminismus, weil ich nicht mit Männern gleichgestellt werden, sondern eine freie Frau sein will.”

Dieses Zitat von ihr bringt auf einen Satz, was sie im Interview mit Spiegel-Online auseinanderlegt. In ihrer Welt stehen sich nicht Gleichwertige gegenüber, handeln aus, kooperieren und wachsen aneinander, sondern hier gibt es nur sie allein, die Frau, mit dem Ziel vollkommener Unabhängigkeit, als negativer Freiheit.

Hier geht es zum Interview.

Wie Spiegel-Autorin Heike Kleen schreibt, geht es Schrupp darum, „neue Diskussionen“ um das Kinderkriegen, neue Beziehungsentwürfe und Vaterschaft auszulösen. Zu diesen neuen Diskussionen möchte ich hier meinen Beitrag leisten.

SPIEGEL ONLINE: Oder auch darin [Kontext: die angebliche „politische Höherstellung der Menschen ohne Uterus“], dass Frauen bis heute nicht allein über ihren Körper bestimmen dürfen? Ein Schwangerschaftsabbruch ist – mit Ausnahmeregelungen – in Deutschland gemäß §218 des Strafgesetzbuches noch immer strafbar.

Schrupp: In unserer Kultur verlieren Menschen, die schwanger sind, das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Die Gesellschaft hat Anspruch auf einen Teil dieses Körpers, den Embryo. Das wurzelt noch immer in der alten aristotelischen Beschreibung des Vorgangs, laut der die Schwangere und der Uterus lediglich als Gefäß angesehen werden für den männlichen Samen. Bis heute sagt man ja etwa: Sie hat einen Braten im Ofen. Die Frau erbringt eine Dienstleistung für andere. Der Embryo gilt als ein von ihr getrenntes, eigenständiges Wesen, das eigentlich anderen gehört.

Ich sehe einmal von der Tendenziösität der Interviewerin ab. In diesem Zitat findet sich meiner Ansicht nach in Quintessenz konzentriert, wessen Geistes Kind Frau Schrupp ist, in welchen Bahnen sich ihr Denken bewegt. Und dabei ist es nicht einmal das, was sie sagt, sondern vor allem das, was sie nicht sagt, was so bezeichnend ist. In keinem Wort erwägt sie den Gedanken, dass das ungeborene Wesen selbst einen Anspruch haben könne, nein, der fremde Anspruch wird bei der Gesellschaft gesucht oder vielmehr auf diese projiziert. Was könne sonst das Recht auf „körperliche Selbstbestimmung“ überschreiben, wenn nicht die unterdrückende Gesellschaft, der böse patriarchale Aristoteles oder sonst wer, der die Frau zwingt eine Dienstleistung mit ihrem Körper zu erbringen?! Und ich ging immer davon aus, eine Frau werde in fast allen Fällen freiwillig oder fahrlässig schwanger, in voller Verantwortung bezüglich ihrer körperlichen Selbstbestimmung, mit allen Folgen. Keine Ahnung hatte ich, dass Frauen mittlerweile zur Dienstleistung gedrängt werden, schwanger zu werden…

Auch kann das ungeborene Wesen – obwohl doch eigenständig – in Schrupps Gedankenwelt nicht sich selbst (bzw. niemandem) gehören, sondern muss anderen gehören, wenn nicht der Schwangeren. Aber Schrupp will ja sowieso behaupten, das Ungeborene sei ein Teil des weiblichen Körpers. Wie passen dazu aber folgende Aussagen:

SPIEGEL ONLINE: Sie schreiben, Sie hätten immer damit gehadert, eine Gebärmutter zu haben und lieber den männlichen Part beim Kinderkriegen übernommen – warum?

Schrupp: Ich fand die Vorstellung, dass da irgendwas im Bauch wächst, das ich auch noch gebären muss, immer beängstigend. Ich hätte mir gut vorstellen können, gemeinsam mit einer Frau das von ihr geborene Kind aufzuziehen. Aber das war leider als kulturelle Option noch nicht verfügbar, als ich jünger war.

Dieses „irgendwas“ im Bauch, das da wächst, ist laut ihrer Aussage doch bloß Teil des Körpers. Trotzdem bekennt sie in ihren eigenen furchtvollen Gefühlen die Fremdheit, d.i. die Eigenständigkeit des neuen Wesens, die spätestens bei eigenem, unabhängigen Herzschlag und Gehirnströmen nicht mehr zu leugnen ist. Sachlich-rechtlich will Schrupp das natürlich nicht anerkennen, da es mit dem Narrativ zur „körperlichen Selbstbestimmung“ in Konflikt gerät, was der Agenda der ersehnten vollkommenen individuellen Freiheit (die nicht bei der Freiheit eines Anderen enden soll) im Wege steht.

SPIEGEL ONLINE: Warum müssen wir das Thema Schwangerschaft ausgerechnet jetzt neu diskutieren?

Schrupp: Weil die klassische Lösung für diese politische Herausforderung – die heterosexuelle monogame Ehe – heute nicht mehr funktioniert. Das Kinderkriegen war früher in den Familien privatisiert. Ein Modell, das zulasten der Frauen ging, die schlicht dadurch, dass sie schwanger werden konnten, ausgeschlossen wurden aus gesellschaftlichem Leben, Arbeit und Institutionen. Mit der Frauenbewegung wurde dieses Arrangement aufgekündigt, außerdem haben wir inzwischen die Ehe für alle, darum ist das Thema Fortpflanzung in den öffentlichen Raum gewandert.

Hier ist ein wichtiges Problem der Gesellschaft angesprochen. Aber man muss diese Sätze genau aufdröseln. 1) „Die heterosexuelle monogame Ehe funktioniert heute nicht mehr.“ Das scheint der Wahrheit zu entsprechen, zumindest funktioniert sie schlechter als einst, womit aber noch nicht gesagt ist, dass alternative Modelle derzeit besser funktionieren würden oder dass Kinderkriegen gar entprivatisiert werden müsse. 2) „Mit der Frauenbewegung wurde dieses Arrangement aufgekündigt.“ Auch das scheint zu stimmen, die Frauenbewegung ist mitverantwortlich für den Verfall von Ehe und Familie – auch wegen der z.T. durch diese Bewegung hervorgebrachte Entwicklung, dass Männer heutzutage bei Ehe und Familie rechtlich benachteiligt sind, weswegen diese gerade für Männer kaum mehr attraktive Optionen sind. Über den Grund für genannte Aufkündigung spricht Schrupp zwar im Präteritum (worin dessen Legitimität auch diskutabel ist), aber darüber hinaus wäre die Behauptung, dass ein zeitweise arbeitsteiliges Eheleben mit Kinderaufzucht grundsätzlich zulasten der Frau gehen müsse, eine höchst dubiose und subjektive.

SPIEGEL ONLINE: Was müssen Politik und Gesellschaft für Menschen, die schwanger sind, tun?

Schrupp: Aktuell müssen wir vor allem überlegen, wie wir Sorgearbeit neu organisieren und wir können nicht erwarten, dass alle Menschen permanent auf dem freien Markt sind. Es ist normal, dass Menschen nicht arbeiten gehen können, weil sie schwanger sind oder weil sie sich um kleine Kinder kümmern. Und das muss nicht nur der Arbeitgeber auffangen. Wir müssen auch Vaterschaft neu diskutieren.

Wenn Schwangerschaft und Kinderaufzucht also natürlicherweise die Aussetzung der Erwerbstätigkeit zur Folge haben, was wäre da eine bessere Lösung als eine Arbeitsteilung innerhalb einer gebundenen, vertrauensvollen zwischenmenschlichen Beziehung, auch Ehe genannt?

SPIEGEL ONLINE: Was meinen Sie genau damit?

Schrupp: Es kann nicht sein, dass eine schwangere Frau sich entscheiden muss, ein Kind entweder abzutreiben oder mit dem Samengeber, der ja vielleicht nur eine kurzfristige Bekanntschaft ist, das Leben lang verbunden zu sein. Ich bin dagegen, dass reines Samengeben bereits Vaterschaftsrechte konstituiert – weil das auch gegen den Willen der Schwangeren gehen kann.

Warum hier von einem „Samengeber“ die Rede ist, bleibt schleierhaft. Es scheint wohl nicht die klassische Samenspende im Sinne der künstlichen Befruchtung gemeint zu sein, sondern bloß so ein Ausdruck gewählt, um den Erzeuger des Kindes zu marginalisieren. Aber wir sind hier bei der Crux des Problems angelangt. Eine Frau muss sich im Normalfall nicht entscheiden, ob sie mit einem Samengeber, der eine kurzfristige Bekanntschaft ist, aufs Leben verbunden bleibt oder abtreibt, denn an dieser Stelle ist es schon viel zu spät. Eine Frau steht in der Verantwortung (ich weiß, dies ist für Feministen ein unliebsamer Ausdruck, wenn er auf sie bezogen wird), nur von einem solchen Mann schwanger zu werden, mit dem sie sich vorstellen kann (bzw. es wollen würde) mindestens so lange zusammen zu bleiben, bis die Aufzucht des Kindes vollzogen ist, bis dieses selbstständig sein Leben bestreiten kann. Mit einer bloß kurzfristigen Bekanntschaft ist dagegen genaustens auf sichere Verhütung zu achten oder – um ganz sicherzugehen – gar nicht erst Geschlechtsverkehr zu haben.

Angesichts Schrupps sexistischer Forderung, dass sog. „reines Samengeben“, d.h. auf natürlichem Wege ein eigenes Kind zu zeugen, das die eigene DNA hat, im Normalfall keine Vaterschaftsrechte konstituieren sollten, bloß weil das gegen den Willen der Mutter sein könnte, kann man nur staunend den Kopf schütteln.

Während Schrupp den Vätern also das grundsätzliche Mitspracherecht entziehen will, d.i. die oben angesprochene Benachteiligung bis ins letzte Extrem zu treiben, ist sie immerhin so gnädig, diese dann auch der finanziellen Verpflichtungen zu entbinden:

Schrupp: Ja, das ist natürlich die Kehrseite. Die reine Samenspende darf keine finanziellen Verpflichtungen beinhalten. Die materielle Versorgung von Schwangeren und Kindern muss dann anders gewährleistet werden.

Und was meint diese andere Gewährleistung? Lasst mich raten: Der Staat soll dann die Väter auch in dieser Hinsicht überflüssig machen. Nicht einmal mehr um die Ressourcensicherung soll sich Frau mehr scheren müssen.

Schrupp: […] ich finde es richtig, dass Vaterschaft freiwillig sein muss, weil die erzwungene Vaterschaft viele negative Folgen für die betroffenen Mütter hat: Vaterschaft ist ein soziales Verhältnis. Sie tritt nur ein, wenn beide darin einwilligen.

Falsch! Sie tritt dann ein, wenn er einwilligt, es sei denn man will das Verhältnis von Männern zu ihren eigenen Kindern grundsätzlich einseitig unter die völlige Autorität und Willkür der Frauen stellen. Etwas mehr gesellschaftschädigendes und Männer- bzw. Väterverachtendes ist schwer vorstellbar. Sicher kann es negative Folgen für eine Mutter haben, wenn sie ein schlechtes Verhältnis zum Vater ihrer Kinder hat, aber das ist wohl eine Folge von schlechter Selektion. Wo bleibt die Verantwortung?

SPIEGEL ONLINE: Würde das für die Schwangeren nicht bedeuten, erst recht mit der Belastung alleingelassen zu werden?

Schrupp: Das ist ein Problem, aber das lösen wir nicht, indem wir eine Vaterschaft erzwingen. Stattdessen müssen wir sagen: Du kannst abtreiben, das ist nicht sozial stigmatisiert. Du kannst auch das Kind bekommen und allein oder mit anderen Leuten großziehen. Es gibt dafür gesellschaftliche Unterstützung, du stürzt dadurch nicht in Armut. Oder du kannst das Kind zur Adoption freigeben, und auch dann erfolgt keine Stigmatisierung. Eine Frau soll keinen Mann brauchen müssen, um ein Kind zu gebären.

Dass Adoption in schwierigen Fällen ein sinnvoller Ausweg sein kann, der nicht stigmatisiert sein sollte, da gebe ich Schrupp ausnahmsweise recht. Die oben angesprochenen alternativen Modelle sollen dann wohl in der Alleinerziehung oder der Aufzucht mit irgendwelchen „anderen Leuten“ bestehen – die dann frei ins Leben des Kindes kommen und gehen. Aber nun lasst mich euch ein Geheimnis verraten:

Kinder brauchen ihre Väter!

Es ist durch viele Studien erwiesen, was es für fatale Folgen für ein Kind hat, vaterlos aufzuwachsen: Menschen aus vaterlosen Haushalten bilden 63% aller Selbstmorde im Jugendalter, 90% aller obdachlosen und ausgerissenen Jugendlichen, 85% aller verhaltensauffälligen Kinder, 71% aller Schulabbrecher, 70% aller Insassen in Jugendgefängnissen, 75% aller Erwachsenen in Drogen-Entzugskliniken und 75% aller Vergewaltiger, die durch übertragene Wut motiviert sind (Quelle; ausführlicher als Video).

Das sind die harten Fakten zur dummdreisten Forderung „Eine Frau soll keinen Mann brauchen müssen, um ein Kind zu gebären.“ Aber Schrupp denkt natürlich nicht an die Kinder, weder an die im Mutterleib noch an die Aufwachsenden. Genausowenig wie sie an die Männer denkt. Einzig die Frau, dieses schützenswerte, über alles erhabene Wesen, soll seine Interessen schrankenlos gegen alles verwirklichen können. Nur bedenkt Schrupp nicht, dass dieser auf ihr Geschlecht ausgeweitete Egoismus in seiner Nachteiligkeit für Kinder, für Männer und für die Gesellschaft als ganzer, durch deren Niedergang irgendwann sogar den Frauen selbst auf die Füße fallen wird, da sie Teil dieser Gesellschaft sind und mit Männern im Kontakt stehen – trotz aller Bemühungen Letztere für sich überflüssig zu machen.

Schrupp: […] Es ist aber nicht sinnvoll, eine Co-Elternschaft auch dann zu erzwingen, wenn man schon vor der Geburt des Kindes nicht miteinander klarkommt. Es stimmt: Menschen, die nicht selbst schwanger werden können – und das können ja auch Frauen sein – können nur Eltern werden, wenn jemand ihnen Kinder anvertraut oder sie zu einer Co-Elternschaft einlädt.

Eine geschickte Methode, die Frauen aus der Verantwortung zu ziehen und ihnen alle Macht über die Verhältnisse zuzusprechen, nicht wahr? Gott sei dank stimmt es keineswegs, dass die Elternschaft des Mannes durch Anvertrauen oder Einladen einer Frau konstituiert werde. Das Heranziehen des Biologischen bei der Frau zur Begründung der Legitimität der Mutterschaft (natürlich nur der Möglichkeit nach, nie gegen den Willen der Frau), bei gleichzeitiger Reduktion der Vaterschaft auf etwas Soziales unter Vernachlässigung des Biologischen, ist reine Willkür und missachtet unterdessen biologisch-psychologisch fundierte Bedürfnisse des Menschen (des Kindes, des Vaters). Und wenn es bloß um die Vermeidung einer leidvollen Co-Elternschaft ginge, warum wird nicht erwägt, dass der Vater die alleinige Elternschaft übernehmen könne, etwa wenn er aus sozialen Gründen besser dafür geeignet wäre? Wegen der Kosten an Ressourcen der Mutter qua Schwangerschaft? An eine solche einfache ökonomische Rechnung für allgemeine Ansprüche scheint Schrupp zu denken (wohlwollend interpretiert, es kann auch die unbegründete Agenda sein, Frauen zu bevorteilen), was bei solchen komplexen biologisch-sozialen Zusammenhängen, die eines der Kernelemente des Daseins des Menschen betreffen, nur einen haarsträubenden Reduktionismus darstellen kann.

Von den Folgen der Umsetzung solcher Ideen ganz zu schweigen. Warum sollte noch irgendein Mann Vater sein wollen, wenn diese Rolle gesellschaftlich so weit entwertet werden würde und er immer in der Gnade der Mutter stünde? Welch toxische Folgen hätte ein solches Machtgefälle für die Beziehung der Eltern?

Dabei liegen die Ursachen der oben vorgeschobenen Probleme erzwungener Vaterschaft oder leidvoller Co-Elternschaft ganz woanders: im verantwortungslosen Verhalten vieler Frauen. Da gilt es anzusetzen und eine klare Geschichte der Verhältnisse beizubringen: Nämlich dass es die Aufgabe einer jeden Frau ist, die sich Kinder wünscht, einen geeigneten Vater zu selektieren. Und das schließt auch ihre Verantwortung für das Gedeihen der Partnerschaft mit ein. Der Vater trägt an Letzterer genauso Verantwortung und sicherlich auch dafür, sich am Ende nicht doch um die Kindesaufzucht und Versorgung zu drücken. Aber letztendlich hat die Frau das letzte Wort in der körperlichen Selbstbestimmung zur Schwangerschaft (oder die Schuld der Fahrlässigkeit bei unintendierter). Die Vaterlosigkeit der Kinder wird daher in der Mehrheit der Fälle ihr Hauptverschulden sein, wegen unklugen Lebensentscheidungen oder einem unklugen Lebensstil. Die Konsequenzen müssen getragen werden und selbst wenn sich eine Frau noch in solche Gedankenkonstrukte wie die hier kritisierten zu flüchten versucht, werden es am Ende doch die eigenen Kinder sein, welche die Mutter ob der erfahrenen Nachteile oder des Leides im Leben wegen der Vaterlosigkeit zur Rechenschaft ziehen werden und auch rechtmäßig sollten.

Frauen und Männer sind nicht dazu bestimmt, voneinander unabhängig und frei zu sein, sondern sie sind aufeinander verwiesen. Eine gesamtgesellschaftliche Bewegung dagegen ist eine Gewalt gegen die menschliche Natur und erzeugt nur mehr Leid als das, wovon man sich frei zu machen glaubte. Als Individuum für sich zu entscheiden, kinderlos und allein zu bleiben, bleibt einem hingegen unbenommen. Ein paar weise Worte von Jordan Peterson zur Partnerschaft bzw. Ehe sollen den Abschluss hier machen: „Verheiratet zu sein für 40 Jahre, das ist nicht ein Triumph des Glücklichseins, es ist ein Triumph des Charakters, es ist ein Triumph von Verhandlung, es ist ein Triumph des Willens, das zu tun und das sollte gefeiert werden. […] Ich denke, es ist der richtige Weg eine Partnerschaft zu konzeptionalisieren als Kampf, es ist ein Kampf auf ein gutes Ziel hin, es ist ein Kampf auf die Transformation von beiden hin zu mehr als man sonst hätte sein können.“ (Eigene Übersetzung, Videoquelle). Wenn die Menschen das wieder lernen, kann die monogame Ehe vielleicht auch wieder funktionieren.

Obwohl ich immer versuche, meine Abhandlungen sachlich zu halten, muss ich doch eingestehen, einiges an Ekel beim Lesen der Aussagen Schrupps empfunden zu haben. Die geistige Brandstiftung, die sie betreibt, wird das, was an gesunden gesellschaftlichen und familiären Beziehungen noch vorhanden ist, niederbrennen, sollte sie die gesellschaftliche Mitte erobern. Wenn Schrupp als Feministin gelten kann, wird es auch Zeit, eindringlich zu sagen, dass das unerträgliche Gezeter, Gejammer und Geheuchel, das proklamiert, dass es dem Feminismus doch nur um Fairness, nur um die Bekämpfung von Benachteiligung usw. ginge, seinen Zenit mittlerweile überschritten hat. Solcherlei ist Bauernfängerei für eine der gefährlichsten Ideologien des 21. Jahrhunderts.

8 Gedanken zu “Vaterschaft und Schwangerschaft. Das feministische Gesellschaftsbild der Antje Schrupp

  1. Über „Schwangerwerdenkönnen“ verlitt mich ein Kommentar hierher. Leider erfasste ich nicht ganz, was Dekadenzkritik hier sagen möchte.

    Nach aufmerksamen Studium des „Über“ (Dekadenzkritik), also des Versuches (!) der Selbstfindung dieses sich anspruchsvoll (um nicht zu sagen elitär) schmückenden blogs aus Sicht einer Einzelperson (was für ein Ansinnen!?), fand ich diesen Text als „Grundanliegen“ der Dekadenzkritik, es lohnt sich, ihn zu konsumieren, immer gleich von meinem „Senf dazu“ unterbrochen:

    > Die Grundprämisse dieses Projekts lautet also, dass wir uns derzeit in einer Periode der allgemeinen Dekadenz befinden. Wir leben in einer Zeit des Empörialismus (ein Begriff von Michael Salomon-Schmidt) d.h.Debatten werden nicht mehr durch Argumente bestimmt, sondern mit Mitteln des emotionalen Drucks, der Diffamierung unliebsamer Meinungen und Interessen, sowie Verschleierungstaktiken geführt. Man empört sich, errichtet Denkverbote und zerstört so effektiv den rationalen Austausch immer weiter. Auch neutraler, informativer Journalismus ist in der heutigen Medienlandschaft kaum mehr zu finden. Es bedarf daher einer Kritik, die sich der Argumentation verschreibt. <

    Auch Antje Schrupps "Schwangerwerdenkönnen"?
    Ja, sehr genau, so ist das: Nur auch diese Dekadenzkritik versucht in eigener Unwissenheit und Unbeholfenheit nichts anderes, als über emotionalen Druck, (dezente weil scheinbar intelligente) Diffamierung unliebsamer Meinungen und Interessen oder Verschleierungstaktiken Denkverbote zu errichten, allein schon dadurch, dass schon (nur) die eigene "Auswahl" dessen, was dekadent zu sein hat, was dadurch (anscheinend) als gesellschaftszerstörend zu marken ist.
    Fazit: Nur ein weiteres Feld der Empörung wird so eröffnet, der Versuche, Gesellschaft nur in selbst erdachte Richtung zu modellieren.

    Und bitte was fange ich nun mit einer Rezension an, die sich dem Buch von Antje Schrupp aus diesem arg verstaubten Hintergrund der moralischen Epörialitis (Dekadenzkritik) ewig besserwissender Elitärkaste speist, letztlich selbst nur die sog. (von mir abgelehnte) "Kleinbürgerlichkeit" des kritisierten "Patriarchats" re- und präsentierend?

    Es gibt keinen einzigen Menschen, ob Mann, Frau oder beides, der "frei" von allen anderen und/oder "gleich" leben, ja existieren könnte – das ist Geschwätz.
    So wie es weder einen "freien Markt" noch "freie Wirtschaft" noch "Freie Bürger" (alles nur strikt interessengeleitete und eng begrenzte Teilsubstrate von "frei") gibt – alles ist durch zwingende oder wählbare kooperative Notwendigkeiten zur Erhaltung der Art wie des einzelnen Individuums aufeinander angewiesen, abhängig. Dies nicht zu erkennen bzw. zu bestreiten, das wäre DEKADENZ – weil der Natur der Dinge trotz Erkenntnis zu wider.
    Wirkliche Freiheit stellt sich durch praktizierte Freiheit des Denkens und damit dessen auch freier Verbreitungschance erst ein.
    Deshalb ist es z.B. wichtig, dass Antje Schrupp die sich selbst nur so anprangernde Rezension ihres Beschimpfers sehr wohl im Wortlaut zeigt, wie sollten wir sonst wissen, wovon die Rede ist – bei dem Reszensenten UND bei Antje Schrupp (weil dann: "gelenkte" Dekadenz in der Information?)

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    • Danke für Ihre Anregung. Leider erschließen sich mir manche Ihrer Sätze – gerade auch grammatisch – nicht. So bin ich mir auch nicht ganz sicher wo sie mich und wo sie Schrupp kritisieren.
      Vielleicht erst einmal soviel: 1. wird es dann zum Problem mit der Empörung, wenn sie Argumentation ersetzt. Womöglich empöre auch ich mich, im letzten Abschnitt meines Artikels auch bewusst, aber dies nur als abschließende Konsequenz der vorher gelieferten Argumentation. 2. ist es nicht darum zu tun, willkürlich etwas als dekadent oder gesellschaftszerstörend anzugeben. Dazu muss ein Abgleich mit der Realität als Beleg stattfinden, wie z.B. durch die Studien zu den Folgen von Vaterlosigkeit. 3. gibt es einen großen Unterschied zwischen „Moralisieren“ und ethischer Argumentation. Ersteres ist z.B. wenn die ARD per Framing-Manual anordnet, ihre Sache durch Ausschwenken in moralische Sprache in einem guten Licht darzustellen, anstatt sachlich über Vor – und Nachteile aufzuklären. Ethische Argumentation, wie hier erbracht, bewegt sich innerhalb des Bereiches genuin ethisch-gesellschaftlicher Probleme, stellt ignorierte Interessen heraus, weist auf Ungerechtigkeiten oder nimmt sich der Frage der Verortung von Verantwortung an.
      Bedenken Sie auch, dass es Ihrer Sache kein Gewicht verleiht, meinen Ausführungen das Etikett „Kleinbürgerlich“ oder „Patriarchat“ (hier besondere Vorsicht mit dieser in Verschwörungstheorien populären Vokabel) aufzudrücken und diese deswegen abzulehnen. So könnte ich nämlich im Artikel ebenso bloß „Feminismus“ sagen, und darin meine Arbeit schon erledigt sehen. Besser fragen Sie sich, welche meiner Argumente und warum sie diese nicht für triftig erachten.

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  2. ich bin gegen Vaterlosigkeit

    ich bin für Familie als zweitkleinstes Element des GANZEN, der Gesellschaft, damit als Träger von Gesellschaft(en)

    ich bin für die theoretische und praktische TOLERANZ anderer Lebensentwürfe des Zusammenlebens, die sich bei genauer Betrachtung auch nur als gewaltige Sehnsucht nach (familiärer!!)Bindung und(familiärer) Geborgenheit herausstellt, was wohl auch die Ursach dafür ist, dass in solchen Denkkreisen krampfhaft versucht wird, den tradierten Begriff FAMILIE zu „entweihen“, um ihn mit eigens konstruierten (!) Vorstellungen neu zu füllen.
    Das heisst letztlich, diese Leute sind genau genonmmen wissentlich oder unwissentlich nicht gegen Familie, sondern möchten, dass ihre (verbogenen, amputierten, oft nicht auf das Ganze fertig gedachten) anderen Begriffsinhalte auch gesamtgesellschaftlich übernommen werden, was – so sehr sie auch zetern – die Art Mensch nicht verlocken kann, ihren eigenen Stgabilitätsfaktor der Art fallen zu lassen, weil asystemisch schädigend, wenn alleinig gültig und zu leben.

    „Kleinbürgerlich“ ist etwas, was es für mich weder früher gab noch gegenwärtig gibt, da es ein besonders suspekter Versuch ist, eine gruppenbezogene Abwertung zu installieren, mit dem Ziel, diese Menschengruppen von der Gestaltung (auch ihrer Gesellschaft) auszuschlieessen und zugleich das „Grossbürgerliche“ als das eigentlich bürgerliche und damit einzig legitim berechtigte Gestaltungskraft zu glorifizieren. Das ist nicht nur unanständig, z.B. von den sog. ArbeiterFührern, die selbst nur sellten diesen Horizont verlassen konnten, indem sie die Kräfte der Gesellschaft gezielt spalteten damit, sogar Kriege anbahnten damit …
    Womit wir bei der Gefährlichkeit in der Verwendung dieses Begriffes wären, die ich hier ansprechen wollte, ohne konkret auf Sie zu zielen (dazu kenne ich Sie nicht) sondern mehr auf die Methode.

    „Patriarchat“ ist für mich eine lapidare Art, den Gang der Dinge in Gesellschaft zu beschreiben als „historisch gewachsene“ Beziehungsordnung. Es stört mich nicht, da ich das emotionslos und illusionsbefreit nüchtern betrachte. Wer das abschaffen möchte, muss zwingend etwas anderes an diese Stelle setzen, die meisten Feministen und Feministinnen können nicht annähernd sagen, was das sein soll.
    Z.B. Antje Schrupp vor einiger Zeit von mir befragt, ob das dann ein „Matriarchat“ zu sein hat, vertagte sie die Antwort auf „später“, offensichtlich bemerkend, dass dazu ja ein Patriarchat nicht abgeschafft werden müsste, weil das dann nur wie ein Wendelaken (beidseitig aber gleichartig) wirkend wäre.
    Sagt mir: Solange diese Frage nicht plausibel klärbar ist, belassen wir es bei dem, was ist und feilen und sägen daran, wo als erforderlich, sinnvoll und nützlich erkannt.

    „Bedenken Sie auch, dass es Ihrer Sache kein Gewicht verleiht, …“ – welche Sache soll das( nun !?) sein?
    Machen Sie sich ein Bild, indem Sie alles lesen und zusammendenken.
    Ach ja, und wie soll ich Sie nun anreden?

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  3. Ach ja, um es kurz noch zur Vermeidung weiterer Ausschweifungen dazu kurz zu bezeichnen: Dieses Buch der Antje Schrupp, das ich natürlich inzwischen vollständig gelesen habe, ist mit Sicherheit nicht ihre stärkste intellektuelle Proklamierung, zumal sie vieles an Renome, dass sie zu anderen Gelegenheiten zu recht klug aufbaute und pflegte, hier gewissermassen mit dem Hintern wieder einreisst.
    Wie unnötig.
    So sehen wir damit evtl. ein Beispiel, wie wichtig die Mann-Frau-Familie, also Vater und Mutter, für ein gedeihliches Aufwachsen von Kindern ist.
    Soll der den ersten Stein werfen, der sich anmasst, in Ermangelung eigener positiver Familien-Erlebnisse der Natur die eigene Überlegenheit bekunden zu wollen und sie zu überlisten mit mensch-konstruierten Modellen (familienähnlicher) Ersatzkonstruktionen.
    Ich behaupte, dass jede Ablehnung von Vater-Mutter-Kind-Familie immer auf eigenen familiären Verlust zurück zu führen ist und daraus entstehende Vorstellungen zwar tolerierbar sind aber nicht die Gesellschaft und damit die ART Mensch zu dominieren haben.
    Da sind wir ganz gelassen und warten, bis auch diese „Sau durchs Dorf getrieben“ wurde und anderes Spielzeug die Gemüter beschäftigt …

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  4. Und schliesslich noch dies:
    Bevor es eine „elternlose Gesellschaft“ (Hermsmeier/ „Zeit“ zum Buch von Antje Schrupp) gibt, wird wohl erst mal die Hermsmeier-frei geschruppte Gesellschaft für die erforderliche Geruhsamkeit und Unaufgeregtheit mit Leuten, die nit wissen, wohin grad mal mit ihrer Kraft, sorgen.
    Auch der jetzige Hermsmeier hat „Eltern“, die er offensichtlich hier verleugnet, samt deren Lebensleistung – was für ein trauriger Unsinn.

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  5. Der BILD-Journalist (nicht ZEIT“-Journalist) Hermsmeier redet (allerdings in der „ZEIT“) indirekt der „family abolition“ (auch einer von A.Schrupp?) u.a. das Wort mit der Vorstellung der
    > … Berliner Philosophin Bini Adamczak näherte sich in ihrem Buch Beziehungsweise Revolution (Suhrkamp, 2017) – einer brillanten Synthese der Revolutionen von 1917 und 1968 – bereits Ideen zu einer familienlosen Gesellschaft. „Wenn Kinder von großen demokratischen und antiautoritären Institutionen aufgezogen werden, Essen nicht mehr in Kleinküchen, sondern öffentlichen Kantinen zubereitet wird, Alte und Kranke nicht länger von sogenannten Angehörigen gepflegt werden und die Reinigung der Wohnungen nicht mehr privat organisiert wird“, schrieb Adamczak, „dann ist die Familie gänzlich überflüssig.“ <
    Nun wer da noch nicht verstanden hat, was Rechtradikalismus, Fremdenfeindlichkeit gegen gleich ALLE Andersdenkende durch homogene Gleichschalterei und Ausschliesserits des Individuellen aller Art und somit DAS Idol des Faschismus (war!) ist, dann sollte er Hermsmeiers Empfehlung Bini Adamczak mal folgen ….

    Merke: Eine familienlose Gesellschaft ist keine GESELL schafft, weil sie keine Gesellschaft schaffen kann, es ist nix da, was GESELLschaft tragen könnte, kein systemisches Element mehr da.

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